Was bedeutet Achtsamkeit?
Mindestens genauso wichtig wie die regelmäßige Ausübung von Yoga, ist das Thema Achtsamkeit in unserem Alltag. Für mich bedeutet Achtsamkeit nichts anderes als Meditation immer und überall, so oft es möglich ist.
Gerade beim Yoga geht es auch um hohe Präsenz und Achtsamkeit. Wenn Du Yoga praktizierst wirst Du bereits festgestellt haben, dass gerade die etwas anspruchsvolleren Asanas einfacher zu schaffen sind, wenn Du absolut präsent bist. Es ist nicht sehr effektiv, wenn ich mich am Tag für zehn Minuten auf mich konzentriere und die restliche Zeit, damit verbringe, durch den Tag zu hetzen. Eine Erledigung nach der anderen abzuarbeiten, um dann abends erschöpft auf die Couch zu fallen und den Fernseher anzuschalten. Leider ist genau das die Realität sehr vieler Menschen.
“Das Leben des Einzelnen gleicht dem der Menschheitsgeschichte, diese ist eine verfluchte Sache nach der anderen.”
Winston Churchill
Und damit dies unsere Realität nicht bestimmt, ist es ratsam, sich mit der Achtsamkeit auseinanderzusetzen, sie in den Alltag einzubauen, so oft es möglich ist. Was es dazu braucht sind einige neue Gewohnheiten.
Es geht darum, das Leben zu spüren! Sich Zeit für Ruhe und Entspannung zu nehmen, den jetzigen Moment wirklich wahrzunehmen. Denn dieser jetzige Moment wird immer das einzige sein, das wirklich existiert. Alles was Vergangenheit und Zukunft betrifft sind reine Gedankenkonstrukte.
Das darf man sich ruhig mal auf der Zunge zergehen lassen und einen Moment darüber nachdenken. Nur JETZT UND HIER sind echt, existent und greifbar. Ein Stück weit geht es auch immer darum, loszulassen, das Leben ein wenig mehr fließen zu lassen und ins Vertrauen zu kommen.
Es gibt aber nun mal viele Dinge, die im Alltag einfach erledigt werden müssen. Seien es Kinder oder Haustiere und natürlich ein reges Berufsleben. Immer wieder innezuhalten und bewusst wahrzunehmen, was gerade geschieht, verschafft unserem Geist eine Pause in der wir zur Ruhe kommen. Und unser Nervensystem kann sich beruhigen.
Trotz allem werden wir nichts von unserer Produktivität einbüßen. Im Gegenteil, eher noch können wir sie dadurch steigern. Durch Pausen in den sich ewig wiederholenden Gedankengängen, entsteht Raum für Neues.
Hier noch einige Fakten zu den Themen Achtsamkeit und Meditation
Man mag es vielleicht nicht glauben aber von den durchschnittlich 60.000 Gedanken, die uns täglich durch den Kopf schwirren, sind nur in etwa 2 Prozent komplett neue Gedanken! Dazu kommt noch, dass nur ca. 15 Prozent aller Gedanken positiver, konstruktiver Natur sind. Die restlichen 85 Prozent sind tatsächlich eher negativ.
Achtsamkeit beinhaltet das kurze stoppen der Gedanken bzw. sich zumindest bewusst werden, darüber was gerade in mir (Gedanken und Gefühle) und um mich herum (Geräusche, Gerüche etc.) stattfindet.
Wissenschaftliche Studien belegen schon seit längerem, dass regelmäßiges meditieren zu verbessertem Schlaf, sogar zur Schmerzlinderung und vor allem, was ich wirklich bestätigen kann, zu einer erhöhten Konzentrationsfähigkeit führt.
Bei den Meditierenden verändert sich tatsächlich die Hirnstruktur. Vereinfacht gesagt schrumpft das “Angstzentrum”, die Amygdala oder auch Mandelkern genannt. Im Gegenzug wächst das “Gedächtniszentrum”, der Hippocampus. Was das für die Lebensqualität bedeutet, kann man sich recht gut vorstellen.
Achtsamkeit ist nichts anderes als eine Gewohnheit. Man sagt, das menschliche Gehirn brauche im Schnitt ca. drei Wochen, um sich an neue Gegebenheiten zu gewöhnen. Also dran bleiben, es lohnt sich.
Täglich praktizierte Achtsamkeit lässt einen nach einer Weile das Schöne in den kleinen Dingen erkennen. An einer Blume riechen, dem Plätschern eines Baches achtsam lauschen oder den Boden beim Laufen unter den Füßen ganz bewusst wahr nehmen. Das alles sind Kleinigkeiten, die in der Summe zu einem erfüllteren, freudigeren Leben führen.
3 Tipps für mehr Achtsamkeit im Alltag ♥
- Als erstes schadet es nicht, sich eine Erinnerung zu schaffen. Manche Menschen machen das mit einer App. Ich persönlich habe mir als Rechtshänderin gerne einfach einen Punkt auf meine rechte Hand gemalt, dort, wo ich ihn immer wieder sehe und den ganzen Tag über verlässlich, ohne ein störendes Geräusch oder dergleichen, erinnert werde.
- Unsere Atmung ist ein wesentliches Werkzeug auf dem Weg zur gelebten Achtsamkeit. Halte inne, atme ein paar Mal bewusst ein und aus. Fühle den Atem an deiner Nasenspitze, beim Einatmen, in deinem Hals, bis hinunter in die Lunge. Genieße diese bewussten Atemzüge, sei ganz im hier und jetzt
- Gerade für das Essen nehmen wir uns oft viel zu wenig Zeit. Versuche es mal anders. Spüre das Essen in deinem Mund, kaue mit Ruhe und Bedacht. Fühle, wie du im Mund das Essen zerkleinerst. Schmecke ganz genau nach und genieße. Auch deine Verdauung wird sich darüber freuen.
“Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.”
Winston Churchill
In der Natur lässt sich Achtsamkeit sehr gut leben. Auch bevor ich mich mit diesem Thema beschäftigte war ich sehr gerne draußen, im Wald, am Meer, an Flüssen, Seen und in den Bergen. Schon immer fühlte ich mich der Natur sehr verbunden.
Und dennoch konnte ich sie nicht sehen, wie sie einfach ist in all ihrer Schönheit und Wildheit. Ständig kam diese Stimme durch, die das eine als wunderschön und das andere als nicht so schön bewertete.
Mit dem Thema Achtsamkeit wurde mir bewusst, dass mein Geist in einem fort Dinge und Gegebenheiten bewertete. Mit der Bewusstheit kam die Stille. Und die war so viel größer, lies so viel mehr Raum, die Schönheit unserer Welt und die Schönheit verschiedener Begegnungen wahrzunehmen. Geh raus, werde still und du wirst die Welt neu kennen lernen.
Achtsamkeit und Selbstreflexion
Selbstreflexion ist die Beobachtung des eigenen Verhaltens, der eigenen Gedanken und Gefühle. Selbstreflexion bedeutet, das eigene Handeln und Denken zu analysieren und zu hinterfragen. Das bietet die Möglichkeit beim nächsten Mal anders zu handeln.
Wenn du schon etwas geübter darin bist, wird es dir gelingen, deine Gedanken und Gefühle zu reflektieren und gegebenenfalls bewusst in eine andere positivere Richtung zu steuern. Allerdings geht es hierbei nicht darum, alle negativen Gefühle zu vermeiden, vielmehr darum zu erkennen, wann sie angebracht sind.
Es ist eine feine Gratwanderung und erfordert etwas Übung, die negativen Gefühle in sich zu erkennen und dann zu entscheiden, ob sie gerade nötig sind oder nicht.
Wenn sie angebracht und nötig sind, einfach weil es eine entsprechende Situation zu meistern gilt, so wollen sie gefühlt werden. Und auch das ist eine Sache der Übung. Denn von Haus aus sind wir so gepolt, dass wir nichts negatives fühlen wollen.
Am besten soll es uns immer blendend gehen, das Leben sollte immer genauso funktionieren wie wir es uns wünschen. Und wenn es das mal nicht tut, wissen wir nicht damit umzugehen. Und genau hier liegt das Problem vieler Menschen in unserer heutigen Gesellschaft:
Unangenehme Gefühle werden verdrängt. So gut es geht. Das Problem hierbei ist nur, dass diese unangenehmen Gefühle nicht einfach verschwinden, nur weil wir sie nicht fühlen möchten. Leider wandern diese verdrängten Gefühle ins Unterbewusstsein. Nach einer gewissen Zeit wird sich auch der Körper melden und es können gesundheitliche Beschwerden auftreten.
Körperliche Beschwerden sind oft in erster Linie Verspannungen aber auch Schlaf- und Verdauungsstörungen und Herz- Kreislauferkrankungen spielen in unserer Gesellschaft eine größere Rolle. Außerdem kann es natürlich auch zu Problemen psychischer Natur kommen wie beispielsweise Depressionen.
Körper und Geist bilden eine Einheit. Ist ein Teil in seinen natürlichen Prozessen gestört, wird der andere folgen. Glücklicherweise funktioniert dieser Mechanismus auch in die positive Richtung! Ist Heilung für eine der Einheiten geschehen, wird die andere folgen. Sprich, wenn wir es schaffen, unseren Körper zu heilen, wird es auch unserer Psyche besser gehen und anders herum.
Was es über das Fühlen von Gefühlen zu wissen gilt ist, dass sich jedes Gefühl, das ausgiebig gefühlt wird nicht länger als zwei Minuten im Körper hält. Sobald es gefühlt wurde, wohl gemerkt ohne wiederholtes Anstoßen durch Gedanken zu dem belastenden Thema, kann es sich auflösen.
Wie fühle ich denn nun meine Gefühle, wie gebe ich ihnen genug Raum, zu sein?
- Ein wichtiger Punkt ist, in den Körper hinein zu spüren.
- Wo genau kann ich dieses Gefühl spüren?
- Wie fühlt es sich an, wirkt es beispielsweise einengend oder beklemmend?
Dann bleibe dort, halte es aus. Wisse, dass dir dadurch nichts Schlimmes passieren kann. Das wohl wichtigste dabei ist, in den Gedanken abzurücken von der Geschichte, die man sich immer und immer wieder zu diesen Gefühlen erzählt. Hierbei hilft dir auf jeden Fall die Meditation. Sie macht es möglich, diesem Strom der Gedanken nicht mehr die Wichtigkeit zu geben, die sie zu haben scheinen.
Das Wichtigste zur Meditation zusammen gefasst
Die Jahrtausende alte Praxis der Meditation fand ihren Ursprung im alten Indien. Die ersten Darstellung in Form von einer in eine Steinwand geschlagenen Figur ist ca. 5000 v. Chr. entstanden. Die ersten schriftlichen Aufzeichnungen stammen aus den Veden, einer uralte Sammlung religiöser indischer Texte.
Seit dem 20ten Jahrhundert breitet sich dieses uralte Wissen auch immer mehr im Westen aus. Meditation ist ein sehr weites Feld mit unterschiedlichsten Möglichkeiten und Techniken.
Drei wichtige und einfache Techniken:
- Durchwandere Deinen gesamten Körper mit Deiner Aufmerksamkeit.
- Beobachte, welche Gedanken in Dir entstehen, ohne daran zu haften.
- Beobachte Deinen Atem.
Kurz erklärt
Der erste Punkt beinhaltet, dass Du bei Dir bist, Deinen Körper ganz bewusst wahrnimmst. Spüre in Dich, nimm alles an, was zu Deinem Körper gehört. Sei in diesem Moment voll und ganz präsent. Wandere dann mit Deiner Aufmerksamkeit in Deinem Körper umher. Ich persönlich mache das gerne der Reihe nach, von unten nach oben bei den Füßen angefangen bis zum Scheitel.
Aber das kannst du natürlich so gestalten, wie es Dir am meisten entspricht. Du kannst z. B. auch an den Fingerspitzen beginnen und danach zu den Knien wandern. Es kann richtig spannend sein, wenn man das die ersten Male macht. Hat man sich doch noch nie vorher so intensiv mit dem eigenen Körper von innen heraus beschäftigt.
Beim zweiten Punkt geht es darum, den Geist zu kultivieren. Das bedeutet zum Beobachter zu werden, zum Beobachter Deiner Gedanken. Arbeite daran, zu erkennen, dass Du mehr bist als Deine Gedanken. Du bist in Wahrheit der Beobachter. Wenn Du es Dir zur Gewohnheit machst, Deine Gedanken aus einer gewissen inneren Distanz zu betrachten, wirst Du bald feststellen, dass die meisten von ihnen ziemlich nichtssagend und erst recht nicht lösungsorientiert sind.
Also tritt einen Schritt zurück, beobachte sie und lasse Dich nicht von ihrem Strom mitreißen. Es erfordert etwas Zeit und ein bisschen Geduld. Wenn Du abschweifst, ärgere Dich nicht sondern sei zufrieden mit Dir, dass Du es bemerkt hast. Denn genau im Moment des Bemerkens bist Du wieder bewusst geworden und das ist wundervoll 😉
Punkt drei ist eine sehr angenehme Übung, wie ich finde. Der Atem ist etwas wirklich greifbares, ein sehr schöner Meditationsgegenstand. Er ist immer da und Du hast unterschiedliche Möglichkeiten, ihn wahrzunehmen.
Du kannst beispielsweise Deine Hände auf Deinen Bauch legen und ganz einfach die Bewegungen Deiner Bauchdecke wahrnehmen, wie sie sich mit der Einatmung hebt und mit der Ausatmung senkt. Oder Du kannst genau nachverfolgen, welche Körperempfindungen er auslöst. An der Nasenspitze angefangen bis tief in die Lunge.
Eine bewusste tiefe Atmung hat außerdem einen starken Entspannungseffekt. Durch eine tiefe entspannte Atmung wird auch der Vagusnerv aktiviert. Dieser ist ein weit verzweigtes Nervensystem, das in Deinem Körper für die Funktion vieler verschiedener Organe zuständig ist. Die Meditation mit dem Atem wirkt sich sehr positiv auf den allgemeinen Entspannungszustand des Körpers aus.
All diese Übungen helfen uns dabei, unseren normalen Alltag innerlich neu zu gestalten. Mehr Raum zu haben für geistiges Wachstum und uns wohl fühlen zu können. Es geht darum, aktiv etwas für unsere psychische und körperliche Gesundheit zu tun.
Gerade für die sehr sensitiven Menschen unter uns ist es von größter Wichtigkeit, immer wieder bei sich selbst einzukehren. Die äußeren Einflüsse draußen zu lassen und einen Raum der Ruhe und Gelassenheit in sich zu fühlen. Dies führt bei regelmäßiger Anwendung zu einer enormen Verbesserung unserer Lebensqualität.
Wer hier wirklich Fortschritte machen möchte, kann mit den weiter oben genannten Tipps schon einmal beginnen. Es schadet jedoch nicht, sich vieler verschiedener Quellen zu bedienen, sich weiter in dieses Feld einzuarbeiten, dran zu bleiben und so das eigene Leben maßgeblich zu verändern.
Ich wünsche dir dabei viel Erfolg und freue mich, wenn ich dir vielleicht etwas weiterhelfen konnte!
Zum Schluss noch ein kurzes Video zur Achtsamkeit und eine wirklich aussagekräftige Dokumentation zum Thema Meditation!
